Zendo
Das Meditationsgebäude (Zendo) im Stil eines japanischen Zen-Tempels, 2004 nach Entwürfen des kalifornischen Architekten Paul Discoe errichtet, bildet eine Synthese von Einflüssen verschiedener Kulturen aus drei Kontinenten: traditionelle japanische Tempelbaukunst, kalifornische Holzarten und schweizerische Wärmeschutzvorschriften gehen in einzigartiger Verschmelzung zusammen.
Paul Discoe praktiziert selbst Zen, studierte jahrelang in Japan traditionelle Handwerks- und Tempelbaukunst und brachte dieses Wissen nach Kalifornien. In seinem dortigen Workshop entsteht seither «Zen Architecture», Bauen als Ausdruck von Zen-Praxis. Für das Felsentor-Zendo wählte er verschiedene Hölzer: Nadelholz (Douglasie) für die Konstruktion, Ulme und Zypresse für Fussböden, Türen und Fenster. Alle Bauteile wurden in Amerika gezeichnet, dimensioniert, massgenau zugeschnitten, nummeriert, nach Europa verschifft und zuletzt per Helikopter auf den Bauplatz transportiert. Hier wurden sie von einer spezialisierten Handwerkscrew in Zusammenarbeit mit lokalen Facharbeitern zusammengesetzt.
Während in japanischen Zen-Klöstern verschiedene Gebäude die unterschiedlichen Funktionen eines buddhistischen Tempelkomplexes beherbergen, vereint das Felsentor-Zendo mehrere Funktionen in sich. Im Erdgeschoss befinden sich neben Waschräumen und Toiletten zwei Schlafsäle (shuriyo) nach traditonell japanischer Art: Man schläft auf erhöhten Plattformen (tans), die mit Tatami-Matten und Futons ausgelegt sind. Im Obergeschoss gelangt man zum Meditationssaal, einem wohlproportionierten, schlichten Raum, der mit seinem durch die Papierschiebefenster (shoji) gefilterten Licht, dem duftenden Nadelholz, den dezent getönten Lehmwänden eine schlichte Eleganz ausstrahlt und auf unergründliche Weise eine sakrale Atmosphäre entstehen lässt. Der Raum scheint zu lächeln. Im Dachstock befindet sich ein kleines, ebenfalls mit Tatami-Matten ausgelegtes Zimmer für Teezeremonien, Besprechungen oder Einzelgespräche (dokusan) zwischen LehrerIn und SchülerIn. Eine umlaufende Veranda (engawa), die durch das geschwungene Tempeldach geschützt ist, erlaubt auch bei feuchter Witterung Gehmeditation im Freien.
Mit dem Zendo erhält das Felsentor einen würdigen äusseren Rahmen für die stille Meditation, die an diesem Ort kultiviert wird.
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Buchempfehlung:
«Zen Architecture. The Building Process as Practice», Paul Discoe with Alexandra Quinn