Neuankömmlinge
Da sind sie – out of the box – unsere 10 neuen Hühner der Felsentor Tierschutzstelle
Jessica erzählt, wie sie bei uns angekommen sind: Am 02.03.25 war es soweit, ich durfte 10 weisse Hühnerseelen auf einer Raststätte abholen. Ihr habt richtig gelesen! Auf einer Raststätte. Aber keine Sorge, es ist nicht so, dass sich plötzlich Raststätten dazu entschliessen, Hühner zu halten.
Wobei die Sorge vielleicht durchaus berechtigt ist, denn der Ort von dem die Wesen kommen, war wohl alles andere als das Paradies für Hühner. Das erste was mir auffällt, ist der unglaubliche Gestank, der mir in die Nase fährt, als der Fahrer des kleinen Lieferwagens die Klappe öffnet. Er ist sehr freundlich und entschuldigt sich für die zweistündige Verspätung. Schon ganz in der Früh sind er und seine Begleiter losgefahren, um die restlichen der über 400 Hühner – mit tatkräftiger Unterstützung vieler Helfer – abzuholen. Am Tag zuvor wurden Kartone mit Luftlöchern und Stroh versehen. Der nette Fahrer stellt mir zwei Kisten ins Auto mit je 5 ängstlichen kleinen Seelen darin. Die Kartonschachteln wurden mit meinem Namen und der Anzahl der Hühner versehen, die wir aufnehmen können. Auch die anderen haben dank dem Einsatz dieser Menschen Plätze gefunden. Im Lieferwagen warten noch einige Kisten darauf ausgeladen zu werden. Sie haben noch eine Fahrt vor sich.
Genau wie die mit Leben gefüllten Kisten in unserem Auto und ich. Los geht’s – mit offenem Fenster. Zum einen, weil ich in Sorge bin, ob sie genügend Luft haben und ob den Damen nicht zu warm ist. Aber auch der Gestank ist kaum auszuhalten. Während der Fahrt tritt immer wieder leises Hühnergegacker an mein Ohr. Gott sei Dank! Sie leben noch. Nach einer halben Stunde lade ich die Schar an der Rigibahn ab, bringe das Auto in die Garage und sehe wie die Kisten mit Löchern schon neugierige Blicke auf sich ziehen. Die Bahn bringt uns dann in ca. 11 Minuten auf den Berg. Dort wartet zum Glück schon unser E-Mobil. Bald geschafft, kleine Wesen! An der Tierschutzstelle angekommen werden wir schon von Melanie und unserem Volontär Paul erwartet.
Die Spannung steigt. Haben es alle gut überstanden? Bekommen wir sie vom Karton in ihren vorläufigen Quarantänestall? Wenn eines entkommt, weiss es gar nicht, wo es ist und läuft vielleicht davon. Es klappt alles reibungslos. Aus ihren fast schon leeren Augen schauen sie uns ängstlich an. Was passiert nun? Keine Angst, jetzt habt ihr es geschafft! Ein trauriger Anblick, der sich uns da bietet: Schmutziges Federkleid, viel zu lange Krallen, teilweise kahle Stellen. Nach dem ersten Schreck, stürzen sich die kleinen Wesen hungrig aufs Futter und aufs Wasser. Kurze Zeit später sind alle Schalen leer. Unglaublich! Das hab ich noch nie gesehen!
Nach ein paar Tagen Eingewöhnung wird jedes untersucht, gegen Parasiten behandelt und die Krallen gekürzt. Jedes reagiert darauf anders, eines mit lautem Herzklopfen, ein anderes ist ganz ruhig und wieder ein anderes wehrt sich mit Picken und Flattern. Jede Henne ist ein Individuum und wir sind der Hausgemeinschaft sehr dankbar für die Benennung jeder Einzelnen. Jedes Leben zählt!
Nach dem Umzug vom Quarantänestall in den permanenten Stall, zwei Wochen später, mussten wir uns leider schon wieder von Emma und Yamyang verabschieden. Gute Reise ihr beiden! Auch eine neu gewonnene Freiheit muss erst einmal verkraftet werden, vor allem von den kleinen Körpern, die vieles nicht gewohnt sind. Wir hoffen sehr, dass die anderen 8 ihr Hühnerleben noch lange Zeit bei uns geniessen können.
Grosse Traurigkeit und Wut durchflutet mich. Wie kann man das diesen Wesen antun? 420 Hühner eingesperrt in einen Schuppen ohne Tageslicht mit seltenem Ausgang in einen winzigen Auslauf. Und das zählt als Freilandhaltung! Der Stall musste schliessen, weil er wohl zu Nahe an einem Gewässer ist, nicht wegen schlechter Haltung.
Gleichzeitig ist da auch eine enorme Dankbarkeit spürbar, dass es uns möglich ist, diesen Damen ein Zuhause in grösstmöglicher Freiheit zu bieten. Mein Herz geht auf, wenn ich sehe, wie sie Scharren, Sonnen, Picken, Sandbaden, Fressen, Schlafen…. ! All das, was Hühner eben so machen, wenn sie können! So schön!
Nicht nur wir können etwas tun. Auch du! Es gibt beispielsweise tolle Ersatzprodukte, die man anstelle von Eiern verwenden kann. Ausserdem kannst du bei verarbeiteten Lebensmitteln wie Keksen und Nudeln darauf achten, dass keine Eier verarbeitet sind. Und wenn du auf Eier nicht völlig verzichten möchtest, dann schau dir die Hühner direkt auf dem Hof einmal an und frage den Landwirt, wie lange die Hennen leben dürfen.
Auf swissveg.ch findest du viele nützliche Informationen zu einer veganen Ernährung, sowie Rezepte und Ersatzprodukte.
Eure Jessica
Tierpatenschaft von einem dieser wundervollen Hühnerseelen
Alle unsere Tiere freuen sich über einen Götti oder ein Gotti – so auch diese einzigartigen Hühnerseelen. Falls du Lust hast, eine Patenschaft zu übernehmen, melde dich gerne via E-Mail bei Jessica für mehr Infos: tiere@felsentor.ch
Generelle Infos zum Thema Tierpatenschaft findest du auf unserem Blog oder als Infoblatt zum herunterladen.
Mögen alle Wesen glücklich sein!
Hier sind die wunderbaren Wesen unterwegs und kommen an im Quarantänestall der Tierschutzstelle Felsentor:
Und hier frönen sie sich schon ihrem angedachten Hühnerleben mit Scharren, Sonnen, Picken, Sandbaden, Fressen, Schlafen und mit viel Auslauf:
Und diese neugierige und geschäftige Hühnerseele ist Franziska. Sie kam vor einem Jahr zur Tierschutzstelle in einem ähnlich verwahrlosten Zustand und schaut wie sie heute strahlt :-)