Outstanding Women in Buddhism Award
Katharina Shepherd und Saskia Graf mit OWBA ausgezeichnet
Am 8. März 2024, dem Internationalen Frauentag, fand in Kaohsiung, Taiwan, zum 23. Mal die Verleihung der Outstanding Women in Buddhism Awards statt.
Dieser Preis würdigt buddhistische Frauen aus der ganzen Welt, ob Ordinierte oder Laien, mit unterschiedlichsten Hintergründen für ihre herausragenden Leistungen in verschiedenen Gebieten wie beispielsweise der Vermittlung des Buddha-Dharma, Meditation, soziales Engagement, Künste. (weitere Informationen)
Die Verleihung dieses Awards geht weit über eine persönliche Anerkennung hinaus. Er unterstreicht die kollektiven Anstrengungen zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter im Buddhismus sowie die transformative Kraft buddhistischer Praxis zur heilsamen Veränderung von Kultur und Gesellschaft. heilsam zu verändern sowie den Stellenwert eines offenen, säkularen Zugangs zum Buddha-Dharma. Mit Katharina und Saskia geht der Award nach Sabine und Ursula nun zum 4. Mal an Felsentor-Frauen. Ich empfinde tiefe Dankbarkeit, diese Anerkennung nach Martine Batchelor, die vor 2 Jahren ausgezeichnet wurde, nun ebenfalls als Vertreterin eines offenen, säkularen Buddhismus entgegennehmen zu dürfen.
Preisverleihung OWBA
Die Preisverleihung wurde sehr würdevoll und feierlich gestaltet. Über 800 internationale Gäste nahmen persönlich teil, weitere verfolgten das Ereignis online. Die Freude darüber, was bereits in den vergangenen Jahren für Frauen im Buddhismus erreicht werden konnte, war allgegenwärtig.
Feierlich zogen die 31 Preisträgerinnen zur Eröffnung in den Saal ein. Es folgten FahnenträgerInnen, die die Flaggen ihrer 16 Herkunftsländer hineintrugen. Bedeutende Persönlichkeiten der taiwanesischen Politik und internationaler buddhistischer Vereinigungen stellten die Bedeutung von Gleichberechtigung, Freiheit und Offenheit im Buddhismus sowie im täglichen Leben heraus und erwiesen den Preisträgerinnen Respekt.
Die Bhikkhunis Jian Yin, Dr. Ming Yu, Rattanavali und Dr. Lee überreichten persönlich voll Dankbarkeit, Achtung, Herzlichkeit und Sorgfalt die OWBA. So viel menschliche Verbundenheit, Feierlichkeit und Wertschätzung lag in der Luft, was mich sehr berührte.
Indigene Gruppen gestalteten mit Tanz und Musik das Rahmenprogramm und sorgten für eine ausgelassene Stimmung. Ordinierte und Laien tanzten und sangen fröhlich miteinander und feierten, buddhistische Strömungen, hierarchische hierarchischen Stellung in ihrer Tradition und Herkunft außer Acht lassend voll Hingabe und Genuss.
Auszeichnungen für künstlerisches Tätigkeit, Lehrtätigkeit und soziales Engagement
Katharina erhielt die Auszeichnung für ihre wunderbare künstlerische Tätigkeit, mit der sie Menschen auf der ganzen Welt inspiriert und erfreut. Außerdem wird Ihre Lehrtätigkeit in den Bereichen des Zen-Buddhismus und der Kunst geehrt.
Mir wurde der Award für mein Engagement in der Buddha-Stiftung zuteil, wo ich einen offenen, säkularen Buddhismus lehre und fördere. Im Award Letter heißt es: „Wir möchten dich dafür auszeichnen, mit Mitgefühl und Weisheit auf die Bedürfnisse der Menschheit einzugehen und deine Begabungen mit anderen zu teilen, indem du den Dhamma und Meditation lehrst. Du inspirierst Menschen, dadurch, dass du einen säkularen Zugang zum Dharma anbietest, und im deutschsprachigen Raum u.a. Möglichkeiten für Meditation und Dhamma-Diskussionen schaffst. Deine Impulse berühren tiefgründig die Psyche der Gesellschaft und tragen zur Transformation bei. Wir danken für dein Engagement für traditionsübergreifende Zusammenarbeit, deinen Einsatz für Hilfsprojekte, die Schutz und Bildungschancen für Mädchen und Frauen bieten.“
Die Begegnungen mit Ordinierten und Laien in Taiwan haben mir gezeigt, dass unsere Arbeit, im Westen, den Buddhismus zeitgemäß und kulturell angemessen zu lehren, auf Wertschätzung stößt. Sie freuen sich darüber, dass sich im Westen immer mehr Menschen für den Buddhismus interessieren, während in Asien viele zu den theistischen Religionen abwanderten. Einige betonten, dass der Buddhismus auch in Asien ganz unterschiedliche Ausprägungen habe, und dass es daher wichtig sei, ebenso in Europa einen unserer fortschrittlichen, aufgeklärten Gesellschaft entsprechenden Buddhismus zu entwickeln. Es ist so schade, dass sich im Westen traditionelle Gruppen mit einem offenen, säkularen Buddhismus weiterhin oft schwertun. Umso erfreulicher ist es, dass offensichtlich der säkulare Buddhismus in Asien als eine moderne, legitime Interpretation des Buddhismus anerkannt wird. Diese Wertschätzung unterstreicht die Relevanz eines offenen Buddhismus, jenseits von Dogmen und stärkt mein Überzeugung, aus dem Reichtum verschiedener buddhistischer Traditionen zu schöpfen, um den Herausforderungen der Welt von heute mit Mitgefühl und Weisheit zum Wohle aller fühlenden Wesen und für den Erhalt unseres Planeten mit seinen Ökosystemen zu begegnen.
Ausflüge und Begegnungen
Die wunderschönen Ausflüge durch Naturschutzgebiete zu beeindruckenden Tempelanlagen und das umfangreiche Rahmenprogramm bei den OWBA waren eine Quelle der Inspiration und des Austauschs. Die Gastfreundschaft und Fürsorge, die uns entgegengebracht wurden, waren überwältigend. Die Besuche der verschiedenen Klöster und Tempel zeigten die Vielfalt und den Reichtum buddhistischer Traditionen in Taiwan.
Eröffnet wurden die OWBA mit einem eindrücklichen Empfangsbankett im mit vielen roten Lampions geschmückten Miao Guang Chan Kloster, wo es einige kurze Reden, Tanzdarbietungen und Musik gab.
Die Besichtigung des Fo Guang Shan Kloster (das größte in Taiwan mit den meisten Ordinierten) war eindrücklich. Dort praktiziert man humanistischen Buddhismus, der – wie der offene, säkulare Buddhismus - eine moderne Entwicklung ist, der den Fokus der Praxis auf den Alltag in diesem Leben, und Fürsorge für diese Welt richtet. Dem Kloster angehörig ist ein bedeutendes Kunstmuseum. Zudem betreibt das Kloster umfassende Sozial- und Medizinprogramme, darunter Waisenhäuser, Altersheime, ein Krankenhaus mit kostenloser medizinischer Versorgung und mobilen Einheiten für abgelegene Dörfer, Versorgung von sozial Benachteiligten mit Kleidung und Essen sowie Projekte zum Arten- und Naturschutz. Außerdem unterhält das Kloster mehrere Kindergärten, Schulen, Ausbildungszentren und Universitäten mit strikt säkularer Ausrichtung.
Beeindruckend war auch der Besuch des Chung Tai Chan Klosters, das mit 136 m das höchste Kloster der Welt und das zweitgrößte in Taiwan ist. Das Kloster ist ein architektonisches Meisterwerk und wurde im Inneren überaus stilvoll von den besten Kunsthandwerkern mit unterschiedlichsten hochwertigen Materialen gestaltet. Nach der hervorragenden Führung durch das beeindruckende Hauptgebäude wurden mit einer üppigen Auswahl an köstlichen traditionellen Speisen verwöhnt.
Der Diyuan Tempel beeindruckte durch seine reiche künstlerische Ausgestaltung. In der großen Haupthalle sind alle Wände mit großen Jadereliefen aus Buddhas Leben, die Meister aus Taiwan, China, Japan und Korea gemeinsam gestaltet haben, dekoriert. Die Halle im oberen Stockwerk ist in ihrem modernen, bunten, lokalen Stil ebenfalls etwas ganz Besonderes. Zudem beherbergt das Kloster die größte aus Kampferholz geschnitzte liegende Buddha-Statue Südostasiens, unzählige Statuen von Arahats auf den Vorplätzen und ein sehenswertes Kunstmuseum.
Die Abschlusszeremonie fand im Miao Chon Kloster statt. Zunächst wurde Buddhas Geburtstag mit traditioneller Buddha-Badezeremonie gefeiert. Buddhastatuen und weiße Elefanten auf mit prächtigem Blumenschmuck dekorierten Gestellen wurden in einem Feierlichen Umzug zum Kloster getragen, begleitet von Tanz und traditioneller Musik. Gestaltet wurde dieser durch Gruppen unterschiedlicher buddhistischer Traditionen, auch eine christliche Gruppe der einheimischen Bergvölker nahm teil. Dann haben alle Preisträgerinnen und die Klostergemeinschaft Räucherwerk und Gaben offeriert. Danach wurden die Buddhastatuen mit Tee, der aus einem Brunnen floss, übergossen. Nach der Buddha-Badezeremonie gingen alle in den Hof, wo auf Tischen ein riesiges Tuch, das Taiwan zeigte, ausgebreitet war. Alle brachten Kerzen in Lotusform dar und stellten diese auf das Tuch. Dann wurden wir darum gebeten, gemeinsam dafür zu beten, zu wünschen und zu hoffen, dass Taiwan ein freies Land bleibt. (bereits bei der Eröffnungszeremonie kam in den Reden der Politiker deutlich zum Ausdruck, wie groß die Angst vor einer chinesischen Invasion ist, und wie wichtig in der Republik Taiwan die Werte von Freiheit und Demokratie sind)
Auch das Abschlussprogramm war eindrücklich. Die Fröhlichkeit, Leichtigkeit und Ausgelassenheit mit der alle miteinander gefeiert, gelacht, getanzt und gesungen haben, war überaus berührend und natürlich war auch das Bankett wieder exzellent.
Die Tage in Taiwan haben bleibende Eindrücke hinterlassen, und ich bin zutiefst dankbar für die unvergesslichen Erfahrungen bei den Outstanding Women in Buddhism Awards. Es ist ein großes Geschenk, so viele interessante, beeindruckende Frauen kennenzulernen, die Bhikkhunis Dr. Lee und Rattanavali, die vor Ort das Projekt BuddhiRefuge der Buddha-Stiftung betreuen, wiederzusehen, sich zu vernetzen und Freundschaften zu knüpfen. Den Veranstalterinnen danke ich herzlichst dafür, dass sie diese unvergessliche Preisverleihung ermöglicht haben.
Lasst uns weiterhin gemeinsam danach streben, eine Kultur des Erwachens zu fördern, die die Werte von Mitgefühl und Weisheit verkörpert und wirkliche Gleichberechtigung und Chancengleichheit ermöglicht.
Geschrieben von Saskia Graf für die Stiftung Felsentor.